Allianz aus CDU, Grünen, Hagen Aktiv und FDP schnürt
das Sparpaket 2016 /17
heute in der Druckausgabe der WP (Lokalteil Hagen)
siehe Der Westen (WP / WR): Sportpolitik: Umlage für Sportstätten soll kommen
Folgende Vorschläge stehen auf der Liste der o.g. Fraktionen für die Ratssitzung am Donnerstag:
- Einführung einer Sportstättennutzungsgebühr (unter der Bezeichnung: Energie- und Bewirtschaftsungsumlage) für Erwachsene
- Einführung eines Nutzungsbeitrags der Schwimmvereine
mein Kommentar dazu:
Wir haben gerade unsere diesjährige Jahreshauptversammlung hinter uns. Die Mitglieder, die dort waren wissen wie hart wir um die Mitgliedsbeiträge, Kurs- und Sonderbeiträge und den Haushalt gerungen haben. Wir haben einen Haushalt, der „Spitz auf Knopf“ genäht ist – ohne Luft nach oben. Auch für den Haushalt 2016 planen wir ein Defizit ein, da wir die Beiträge nicht im laufenden Jahr erhöhen können nach unserer Satzung.
Durch den Wegfall der Turnhalle Nöhstrasse bedingt, finanzieren wir heute eine eigene Gymnastikhalle. Dies war unter anderem der Grund für ein Defizit von knapp 10.000 Euro für das Jahr 2015. Da unsere Beiträge für 2016 bereits beschlossen sind, können wir erst für 2017 unsere Beiträge anpassen. Das haben wir mit 50 Cent für den Grundbeitrag ab dem 1.1.2017 nun auch so beschlossen.
Diese Erhöhung dient aber für den Ausgleich unseres strukturellen Defizits durch die Gymnastikhalle – und nicht – für den Ausgleich von zusätzlichen Hallennutzungsgebühren. Es hat uns also kalt erwischt.
Wir wissen zur Zeit nicht, wie nach einem Ratsbeschluss für die Einführung der Sportstättennutzungsgebühr die organisatorische Umsetzung erfolgen wird. Auch wissen wir nicht, ab wann diese Gebühr kommen soll.
Aber selbst wenn die Einführung erst zum 1.1.2017 erfolgen sollte, so kommt dieser Termin für uns und viele andere Vereine zu spät, um die satzugsgemäßen Mitgliederversammlungen zu nutzen und entsprechende Beitragsanpassungen zu beschließen. Was bedeutet das im Falle des TSV1879 konkret? Einberufung einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung – bedeutet für uns ca. 500 Euro Kosten für Erstellung, Druck, Versand der Einladung – unsere Satzung gibt uns die schriftliche Einladung bindend vor.
Für den Haushalt bedeutet dies nach der jetzigen Vorlage eine massive Belastung aller Hallengruppen, die nicht in der Gymnastikhalle sind:
- Basketball
- und insbesondere die Schwimmabteilung (Westfalenbad)
teilweise betroffen sind die Abteilungen mit Nutzungen der Gymnastikhalle und der städtischen Hallen:
- Herzsport
- Karate
- Turnen (mit Leichtathletik und Volleyball)
Unsere Sportgruppen auf und in vereinseigenen Anlagen: Beach, Boule, Darts, Tennis sind davon zwar nicht betroffen – dafür zahlen wir dort eben die eigenen Anlagen.
Ohne im Augenblick eine Detailrechnung vorlegen zu können, folgender Ausblick:
- Bei der Diskussion im letzten Jahr waren wir mit mehreren Tausend Euro dabei – je nachdem wie die Berechnung der Schwimmhallennutzung ausfällt, mal höher, mal niedriger. Ich gehe im Augenblick von 3.000 bis 5000 Euro für den TSV1879 aus.
Der Liga- und Wettkampfsport wird heute im wesentlichen durch die Vereine getragen. Für die Vereine wird es inzwischen immer schwieriger diese Kosten zu finanzieren und durch vereinsinterne Umlagen zu stützen.
Hagenbad und die Hagener Sportstudios werden zum immer stärkeren Konkurrenten im Breiten- und Gesundheitssport. Dort wo Vereine in der Vergangenheit Erträge erzielen konnten, um den Liga- und Wettkampfbetrieb zu unterstützen.
Wenn wir aber unsere Beiträge in den Bereich von jenseits 10,– Euro erheben, dann werden die kommerziellen Anbieter für – insbesondere junge Menschen – noch interessanter. Damit verlieren die Vereine ein weitere Standbein, nachdem bereits der schulische Ganztag im Kinder- und Jugendbereich uns dort die Mitglieder verlieren lässt.
Die Hallennutzunggebühr als solche ist nicht das entscheidende Problem. Aber diese Gebühr macht die Liste der Anforderungen an gemeinnützige Vereine und ehrenamtliche Vorstände wieder um ein Problem länger.
Das jahrzehntelange System des Vereinssports könnte in Kürze zum Auslaufmodell werden. Das Rufen nach ehrenamtlichen Leistungen durch den Sport und in der Integrationsarbeit wird dann wohl ungehört verhallen.
Was meinen eigentlich die Ratsmitglieder- und Sportpolitiker, wer unter solchen Rahmenbedingungen noch Sportvereine führen will?
Für den Breiten- und Gesundheitssport wird der kommerzielle Sportbereich diese Lücke füllen – für diejenigen, die sich das erlauben wollen und die keinen Wert auf bürgerschaftlich organisierte und mitbestimmte Sportvereine legen.
Andreas Schulte
1. Vorsitzender
Vorhaller Turn- und Spielverein von 1879 e.V.